Freiberg – Dom St. Marien – Große Orgel

Foto: Michael Lange

Große Orgel von 1714

Nachdem Silbermann zunächst eine Orgel für seine Heimatstadt Frauenstein baute, erhielt er bereits 1710 auf Fürsprache des Leipziger Thomaskantors Johann Kuhnau den Auftrag zum Bau seines ersten großen Werkes im Dom zu Freiberg. Der Entwurf des Prospektes stammt vermutlich vom Domorganisten Elias Lindner. Ein ursprünglich von Silbermann wohl noch im französischen Sinne vorgesehenes Rückpositiv wurde nicht gebaut, stattdessen erhielt die Orgel (möglicherweise auf Lindners Betreiben) ein Oberwerk. Der Freiberger Tischler Georg Lampertius fertigte das Gehäuse, die Holzbildhauer-Arbeiten führte Johann Adam Georgi aus. Johann Stephan von Schöneveldt und Johann Christian Buzäus sorgten für Farbfassung und Vergoldung.  Im August 1714 konnte das Instrument mit 44 Registern auf drei Manualen und Pedal abgenommen und geweiht werden. 1738 modifizierte Silbermann selbst die Oberwerk-Disposition. Das Instrument verkörpert den größten Orgeltyp Silbermanns und gehört heute zu den bekanntesten und bedeutendsten Barockorgeln der Welt.

Dank gewissenhafter und pietätvoller Pflege durch Silbermann-Schüler und Orgelbauer späterer Generationen blieb die Substanz nahezu lückenlos erhalten. Einzig die Quintadehn 8’ wurde 1933 wegen angeblichen Zinnpestbefalls durch Gebrüder Jehmlich, Dresden, neu angefertigt. Eine grundlegende Restaurierung 1981 bis 1983 (Jehmlich, Dresden, unter maßgeblicher Leitung des Restaurators Kristian Wegscheider) erreichte die weitgehende Annäherung an den Originalzustand. Die am Pfeifenwerk klar erkennbare originale Temperierung wurde 1983 wieder hergestellt, stieß aber auf Widerspruch konzertierender Organisten. 1985 wurde deshalb eine vom Sachberater Christoph Schwarzenberg entworfene, stark gemilderte Temperatur gelegt. Durch die Verwendung aufgesetzter, federnder Stahl-Stimmringe bleiben diese Maßnahmen reversibel und die eigentlichen Pfeifenlängen erhalten.

Disposition (III/44)

Hauptwerk, II. Manual
(C, D – c³)

BORDUN. 16 F.
PRINCIPAL. 8 F.
VIOLA DI GAMBA. 8 F.
ROHRFLÖT. 8 F.
OCTAVA. 4 F.
QVINTA. 3 F.
SUP.OCTAV. 2 F.
TERTIA.
CORNET. (5fach ab c¹)
MIXTUR. (4fach)
ZIMBELIN. (3fach)
TROMPET. 8 F.
CLARIN. 4 F.

Oberwerk, III. Manual
(C, D – c³)

QVINTADEHN. 16 F.
PRINCIPAL. 8 F.
GEDACKT. 8 F.
QVINTADEHN. 8 F. (Jehmlich 1933)
OCTAVA. 4 F.
SPITZFLÖT. 4 F.
SUP.OCTAV. 2 F.
FLASCHFLÖT. 1F.
ECHO. 5.FA. (ab c¹)
MIXTUR. (3fach)
ZIMBELN. (2fach)
KRUMBHORN. 8 F.
VOX HUMANA (8 F.)

Brustwerk, I. Manual

GEDACKT. 8 F.
PRINCIPAL. 4 F.
ROHRFLÖT. 4 F.
NASSAT. 3 F.
OCTAVA. 2 F.
TERTIA.
QVINTA. 1½ F.
SUFFLÖT. 1 F.
MIXTUR. (3fach)

Pedal (C, D – c¹)

UNTERSATZ  32 F. (32 + 16 F.)
PRINC.BASS. 16 F.
SUB BASS. 16 F.
OCTAV BASS. 8 F.
OCTAV BASS. 4 F.
PED.MIXTUR. (6fach)
POSAUN BASS. 16 F.
TROMP.BASS. 8 F.
CLAR.BASS. 4 F.

Nebenregister

TREMULANT. (I II III)
SCHWEBUNG (III)
Schiebekoppeln (III/II I/II)

Stimmtonhöhe

a1 = 476,3 Hz

Stimmung

modifiziert mitteltönig (Christoph Schwarzenberg 1985)

Centwerte

c 0, cis 90, d 196, es 298, e 394, f 500
fis 590, g 698, gis 790, a 896, b 1000, h 1092

Quelle 2007: Frank-Harald Greß „Die Orgeln Gottfried Silbermanns“