Leben und Werk
Orgelbauer, Geschäftsmann, Lehrmeister
Über den privaten Gottfried Silbermann (1683 – 1753) ist nur wenig bekannt. Nicht einmal ein Bildnis ist erhalten. Unbestritten ist, dass Gottfried Silbermann zu Recht als einer der bedeutendsten deutschen Orgelbaumeister gilt. Sein Leben und Werk sind eng mit der Entwicklung der barocken Musikkultur verbunden. Seine Orgeln, die wahren Königinnen der Instrumente, finden sich auch heute noch in vielen Kirchen Mitteldeutschlands. Die Silbermannsche Orgelbauschule prägte die gesamte Orgelbaukunst und nahm Einfluss auf spätere Epochen: Gesamtkonstruktion, die Details und die Klarheit des Klanges machen die Orgeln einzigartig und bis in die Gegenwart unerreicht. Hochwertige Materialien und die vorzügliche Verarbeitung sicherten den Orgeln eine lange Lebensdauer, sodass beispielsweise die Große Freiberger Domorgel bis heute nahezu unverändert existiert. Neben den berühmten Orgeln schuf Gottfried Silbermann auch über 200 besaitete Tasteninstrumente, also Cembali, Clavichorde und Hammerflügel.
Im Erzgebirgsdorf Kleinbobritzsch wurde Gottfried am 14. Januar 1683 als jüngster Sohn des Zimmermanns Michael Silbermann geboren. Aus dem bis heute erhaltenen Geburtshaus zog die Familie Ende 1685 in die nahegelegene Stadt Frauenstein. Durch den Beruf des Vaters von klein auf mit der Holzbearbeitung vertraut, fühlte Gottfried nach eigenen Worten frühzeitig einen „besonderen Trieb zur Orgelbaukunst“.
1701/02 folgte er seinem fünf Jahre älteren Bruder Andreas nach Straßburg und ließ sich von ihm zum Orgelbauer ausbilden. Nach Abschluss der Lehre, mehrjähriger Zusammenarbeit der Brüder und Gottfrieds Tätigkeit als Orgel- und Cembalobauer in Frankreich, kehrte er 1710 nach Sachsen zurück. Er schuf zunächst eine kleine Orgel für seine Heimatstadt Frauenstein und erhielt auf Fürsprache des Leipziger Thomaskantors Johann Kuhnau den Auftrag zum Bau der Freiberger Domorgel, die er 1714 fertigstellte und 1738 überarbeitete.
1711 bezog er sein Wohn- und Werkstatthaus am Freiberger Schlossplatz. Wegen der günstigen Bedingungen für den Bezug der Baumaterialien und für die Kooperation mit zuliefernden Handwerkern lebte und wirkte er bis zum Lebensende in dieser Stadt. 1723 erhielt Silbermann von Friedrich August I. das Prädikat „Sächsischer Hof- und Landorgelbauer“. Ehrenvolle Auslandsaufträge schlug Silbermann aus und beschränkte sein Orgelbauschaffen auf Sachsen und Regionen im heutigen Thüringen und Brandenburg.
Bis zu seiner schweren Erkrankung im Jahr 1749 entstanden in seiner Freiberger Werkstatt 43 Orgeln. Die späteren Werke in Frankenstein und in der katholischen Hofkirche in Dresden wurden wesentlich von seinen Mitarbeitern ausgeführt. Die Leitung des Dresdner Orgelbaus übergab er seinem früheren Schüler Zacharias Hildebrandt. Nach Silbermanns Tod am 4. August 1753 wurde sein Neffe Johann Daniel Vertragsnachfolger seines Onkels. Erst im Februar 1755 wurde die Hofkirchen-Orgel eingeweiht.
Als Werkstattleiter und Lehrmeister übte Gottfried Silbermann nachhaltigen Einfluss auf seine Schüler und Mitarbeiter und damit den gesamten mitteldeutschen Orgelbau aus. Dazu gehören Zacharias Hildebrandt, Joachim Wagner und Adam Gottfried Oehme.
Lebenslauf
14.01.1683 | im Erzgebirgsdorf Kleinbobritzsch geboren – Vater: Michael Silbermann – Mutter: Anna Maria (geb. Preußler) |
1685 | Umzug der Familie in die nahegelegene Stadt Frauenstein |
1701/02 | Ausbildung zum Orgelbauer in Straßburg durch den älteren Bruder Andreas – Tätigkeit in Frankreich |
1710/11 | Rückkehr nach Sachsen und Einrichtung der Werkstatt am Freiberger Schloßplatz |
1711/14 | Bau der Freiberger Domorgel |
1723 | Ernennung zum sächsischen Hof- und Landorgelbauer durch Kurfürst Friedr. August I. |
1750 | Vertrag mit Zacharias Hildebrandt über leitende Tätigkeit bei Bau der Hofkirchenorgel in Dresden |
04.08.1753 | Silbermann stirbt in Dresden |