Sächsische „Merckwürdigkeiten“: Reisetagebuch Johann Andreas Silbermanns digital frei verfügbar
1741 reiste Gottfried Silbermanns Neffe Johann Andreas Silbermann, ebenfalls Orgelbauer in Straßburg, nach Sachsen. Seine vielfältigen Eindrücke hielt er in einem Reisetagebuch „Anmerckungen derer Auf meiner Sächsischen Reyße gesehenen Merckwürdigkeiten“ fest. Die Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek (SLUB) hat die Originalhandschrift Ende 2014 ersteigert und inzwischen komplett digitalisiert. Sie steht online frei zur Verfügung, sodass sich nun jeder auf die Spuren Johann Andreas Silbermanns begeben kann. Sogar auf Twitter lässt sich seine Reise nachvollziehen.
Mit einem feinen Sinn für die Besonderheiten der Orte, die er besucht und großem Interesse dem Unbekannten gegenüber, ohne das Eigene zu verleugnen (etwa wenn er die sächsische Mode mit der elsässischen vergleicht), entsteht durch Silbermanns Beschreibungen ein lebendiges Bild des 18. Jahrhunderts. Silbermann hält sich für längere Zeit in Leipzig, Freiberg, Zittau, Dresden, Wittenberg und Berlin auf – von hier aus unternimmt er Ausflüge in die Umgebung und berichtet über aktuelle wie über vergangene Ereignisse und „Merckwürdigkeiten“. Er sammelt Fakten und Anekdoten, notiert vor Ort mit dem Heft in der Hand und vielen Korrekturen oder am Abend in Schönschrift. Auch über die gesehenen und gehörten Orgeln äußert sich Silbermann sachverständig. Wenn auch wenig Technisches im Tagebuch festgehalten ist – hierfür verwendet er gesonderte Hefte –, so urteilt Silbermann doch derart eindrücklich, dass dem Leser der Klang der Orgel durchaus vor Ohren zu stehen vermag.
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