Fehlende Förderzusagen: Harte Einschnitte bei der Silbermann-Gesellschaft
Die aktuelle Ungewissheit in der Kulturfinanzierung trifft die Gottfried-Silbermann-Gesellschaft hart. Präsidium und Geschäftsführung mussten nun schmerzhafte Entscheidungen treffen.
Hintergrund ist der fehlende Haushalt im Freistaat Sachsen. Im Rahmen der vorläufigen Haushaltsführung bekommen die institutionell geförderten Kulturträger für 2025 nur 30 Prozent des Geldes aus dem Vorjahr zugewiesen. Wie hoch die Förderung später – wenn der Haushalt beschlossen ist – tatsächlich ausfällt und wann es soweit sein wird, ist völlig offen. Daher fehlt der Silbermann-Gesellschaft allein vom Freistaat Sachsen aktuell eine hohe fünfstellige Summe. Dazu kommt, dass sich mit der Stadt Freiberg ein weiterer wichtiger Förderer bislang nicht dazu äußert, wann und in welcher Höhe mit einem Förderbescheid zu rechnen ist.
„Das ist für uns eine extrem schwierige Situation“, sagt Geschäftsführerin Hanne Tautorus. „Gerade in diesem Jahr mit internationalem Festival und Orgelwettbewerb sowie unserem Engagement als Partnerin der Kulturhauptstadt Chemnitz 2025 ist diese Planungsunsicherheit fatal. Um unseren Bestand als Kulturträger nicht zu gefährden und eine Insolvenz zu riskieren, müssen wir unsere geplanten Ausgaben deutlich reduzieren und Angebote streichen.“
Geschäftsführung und Präsidium der Silbermann-Gesellschaft haben haben daher umfangreiche Sparmaßnahmen beschlossen. So musste der SoundWalk Young Edition zum Silbermann-Geburtstag am 14. Januar, zu dem bereits rund 2.500 Schulkinder aus ganz Sachsen angemeldet waren, abgesagt werden. Die Ausstellung Silberklang & Handwerkskunst im Silbermann-Haus am Freiberger Schloßplatz bleibt vom 1. Januar bis 10. Februar 2025 komplett geschlossen, um Personalkosten zu sparen. Zwei offene Stellen werden erst später nachbesetzt. Die Mitarbeiterinnen der Geschäftsstelle verzichten auf die Inflationsanpassung ihrer Gehälter. Gespart wird zudem bei Publikationen und den Hausmusiken.
„Auch bei den Silbermann-Tagen haben wir gekürzt“, so Hanne Tautorus. „Das betrifft vor allem Fragen der Organisation. An der Qualität wird es keine Abstriche geben“, betont sie. „Wir hoffen auf ein stärkeres Engagement von Sponsoren aus der Wirtschaft und haben auch unsere Vereinsmitglieder um eine Sonderspende gebeten. Trotz aller Schwierigkeiten gehen wir mit Zuversicht und Elan in dieses Jahr, das viele Höhepunkte zu bieten hat.“
Begeistern – Bewahren – Verbinden: Unter diesem Motto widmet sich die Gottfried-Silbermann-Gesellschaft e.V. seit 1990 dem Erbe des weltberühmten sächsischen Orgelbaumeisters. Mit Konzerten, Exkursionen, Tagungen und vielfältigen Kinder- und Jugendprojekten hält sie das Faszinosum (Silbermann-)Orgel lebendig und macht es mit immer neuen Ideen für alle Generationen erlebbar. Im Silbermann-Haus am Freiberger Schloßplatz – wo Gottfried Silbermann vor 300 Jahren seine Werkstatt hatte – betreibt die Silbermann-Gesellschaft seit 2017 die Ausstellung „Silberklang & Handwerkskunst“.
Höhepunkt im Veranstaltungskalender sind die Silbermann-Tage, ein Musikfestival mit internationalem Orgelwettbewerb, das alle zwei Jahre hochkarätige Künstler und die besten Nachwuchsorganisten aus aller Welt in die Region lockt. Die Gottfried-Silbermann-Gesellschaft ist Herausgeberin zahlreicher Publikationen – von wissenschaftlichen Aufsätzen bis zu Kinderbüchern.
