Freiberg – Petrikirche

Orgel von 1735

Foto: Michael Lange

Die zweitgrößte Freiberger Orgel in der Petrikirche mit 32 Registern eröffnet – obwohl nur zweimanualig – in klanglicher Hinsicht Silbermanns große Spätwerke. Charakteristisch ist insbesondere die gesteigerte klangliche Gravität durch Prinzipal und Manualposaune („Fagott“) 16‘ im Hauptwerk sowie die 32‘-Basis im Pedal. Da sowohl die zeitgleich entstandene Orgel der Dresdner Frauenkirche als auch die große Orgel der Johanniskirche Zittau vollständig zerstört sind, kommt der Petriorgel heute eine umso größere Bedeutung zu.

1855 erhielt die Orgel gleichschwebende Temperatur. 1893 bis 1895 wurde die Raumarchitektur der Kirche tiefgreifend umgestaltet, was weitreichende Folgen für die Akustik hatte. Anschließend wurde sie durch Firma Jehmlich (Dresden) klanglich und technisch verändert: die Stimmtonhöhe wurde auf etwa 435 Hz herabgesetzt, der Ton Cis in allen Klaviaturen hinzugefgügt, Subbaß 16‘ im Pedal und ein Echowerk mit 5 Registern auf einer pneumatischen Kegellade mit einem dritten Manual ergänzt. 1937 folgten durch dieselbe Firma weitere einscheidende Veränderungen wie ein Doppelfaltenmagazin anstatt der Keilbälge, Druckdifferenzierung zwischen Hauptwerk und Oberwerk statt Windtrennung oder ein pneumatischer Tremulant statt des Kanaltremulanten. 1959 entfernte Firma Jehmlich zwar das Echowerk und führte teilweise bereits rückführende Arbeiten durch, ersetzte auf Betreiben der Sachberater jedoch u.a. die Kerne von 8 Registern. 1974 wurde der Kirchenraum zudem noch gravierender umgestaltet als 1895. Der Chorraum wurde mit einer Glaswand abgetrennt, die Seitenschiffe unter den Emporen durch Wände geschlossen. Damit änderte sich die Akustik noch einmal maßgeblich. 1993 realisierte Firma Jehmlich den ersten Teil einer umfassenden Rekonstruktion der Orgel durch Rückführung einiger späterer Veränderungen. 2006/07 erfolgte eine umfassende Rekonstruktion in Gemeinschaftsarbeit der Dresdner Werkstätten Kristian Wegscheider und Jehmlich Orgelbau. Zu den Arbeiten gehörten die Reparatur des Pfeifenwerks und aller technischen Teile, der Neubau der Keilbalganlage und die Restaurierung der Gehäusefassung. Für die Intonation der Orgel wurde die akustisch ungünstige Glaswand zum Chorraum der Kirche vorübergehend ausgebaut. Die Orgel erhielt wieder Chortonstimmung. Die an Pfeifen noch erkennbare ursprüngliche Temperierung wurde auf Wunsch der Gemeinde nicht rekonstruiert, sondern durch eine Neidhardt-Temperatur ersetzt.

Disposition(II/32)

HAUPTWERK, I. MANUAL
(C, D – c³)

PRINCIPAL. 16. Fuß.
OCTAV PRINCIPAL. 8. Fuß.
VIOL DI GAMBA. 8. Fuß.
Rohr-Flöte. 8. Fuß.
OVTAVA. 4. Fuß.
Spitz-Flöte. 4. Fuß.
QVINTA. 3. Fuß.
OCTAVA. 2. Fuß.
TERTIA. aus 2. Fuß.
CORNET. 4. fach. (ab c¹)
MIXTUR. 4. fach.
CYMBEL. 3. fach
FACHOTT. 16. Fuß.
TROMPETE. 8. Fuß.

OBERWERK, II. MANUAL
(C, D – c³)

QVINTA DENA. 16. Fuß.
PRINCIPAL. 8. Fuß.
Gedackts. 8. Fuß.
QVINTA DENA. 8. Fuß.
OCTAVA. 4. Fuß.
Rohr-Flöte 4. Fuß.
NASSAT. 3. Fuß.
Octava 2. Fuß.
QVINTA. 1 ½. Fuß.
SUFFFLÖT. 1. Fuß.
SECHST QVINT ALTRA (4/5´ ab c¹ 13/5´)
MIXTUR. 3. fach.
VOX HUMANA. 8. Fuß.

PEDAL C, D – c¹

Groß Untersatz 32. Fuß.
PRINCIPAL BASS. 16. Fuß.
OCTAVEN BASS. 8. Fuß.
POSSAUNE. 16. Fuß.
TROMPETE. 8. Fuß.

NEBENREGISTER

TREMULANTE. (Kanaltremulant HW)
Schwebung. (Kanaltremulant OW)
Schiebekoppel I/II (Manualschiebekoppel)
BASSVENTIL. (Ventilkoppel I/P)
Klingel. (Kalkantenruf)

Stimmtonhöhe

462,5 Hz für a1 bei 18°

Stimmung

Neidhardt II (1732)

„Die Gottfried-Silbermann-Orgel der Petrikirche zu Freiberg“
Sandstein Verlag, Dresden 2007